RAUM FÜR TRAUER
Auch bei pflegefreien Grabformen sollten individuelle Trauerhandlungen künftig direkt am Beisetzungsort Verstorbener erlaubt sein. Das können gedankliche Zwiegespräche sein oder die Gabe von Briefen, Blumen oder anderen Gegenständen. Denn so können viele Menschen ihre Trauer am besten zum Ausdruck bringen und verarbeiten.
Mit der Zunahme an pflegefreien, oft halbanonymen oder anonymen Beisetzungsformen kommt es dabei immer häufiger zu emotional tragischen Konflikten, oft verursacht durch Friedhofssatzungen, die der Trauerbewältigung im Weg stehen. Dies gilt auch für alternative Beisetzungsorte außerhalb von Friedhöfen, wie beispielsweise Beisetzungswälder.
Das ist die zentrale Erkenntnis der Initiative „Raum für Trauer“. Sie wurde in jahrelanger interdisziplinärer Grundlagenforschung wissenschaftlich erarbeitet und im engen Austausch mit Experten aller am Friedhof beteiligten Gewerke bestätigt.
Wenn kommunale und kirchliche Entscheider dieses Wissen umsetzen, ihren Friedhof also künftig nicht mehr als Ort der Toten, sondern als den besten Ort für die Heilung trauernder Hinterbliebener verstehen, können Friedhöfe einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft leisten – als spürbar positive, heilsame Orte für Menschen in Lebenskrisen.
Ideeller Träger von “Raum für Trauer” ist die Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal.
CAMPUS VIVORUM
Um die neuen Erkenntnisse, Denk- und Gestaltungsansätze real und erlebbar werden zu lassen, wird in Süßen, Baden-Württemberg als Leuchtturmprojekt das Experimentierfeld „Campus Vivorum“ realisiert.
Das Experimentierfeld stellt Strategien, Konzepte und Gestaltungsbeispiele vor, die dazu beitragen, Friedhöfe zum erfolgreichen Bestandteil jeder Kommune zu machen. Auf ca. 6.000 Quadratmetern stellt der Campus Vivorum vor, wie ein Raumgefüge aussehen kann, das die vielfältigen Bedürfnisse von Hinterbliebenen und ihre unterschiedlichen Anforderungen in verschiedenen Lebenssituationen berücksichtigt. Der Campus Vivorum zeigt, wie eine psychologisch wirksame, gesellschaftlich nützliche und ökologisch sinnvolle Aufwertung die ökonomische Zukunftsfähigkeit bestehender Friedhöfe steigern kann.